Introvertierte
folgen
aufmerksam
und
konzentriert
dem
Unterricht
und
sind
auf
ihre
Weise
ganz
präsent.
Aktive
mündliche
Mitarbeit
hat
für
sie
grundsätzlich
nicht
die
höchste
Priorität.
Einfach
nur
zu
reden,
um
Aufmerksamkeit
zu
bekommen,
ist
ihnen
fremd.
Bevor
sie
sich
zu
Wort
melden,
wollen
sie
ganz
sicher
sein,
dass
sie
einen
sinnvollen
Beitrag
leisten
können.
Sie
melden
sich
zwar
nur
selten,
können
dann
aber
meistens
einen
qualitativ guten Beitrag leisten.
Lehrern
genügt
das
aber
oft
nicht,
sie
fordern
zu
mehr
Beteiligung
auf.
Wenn
aber
jeder
Verbesserung
der
mündlichen
Mitarbeit
die
Erwartung
der
Lehrer
nach
noch
besserer
mündlicher
Mitarbeit
gegenübersteht,
dann
lassen
die
ständigen
Anforderungen
keine
Zeit,
sich
über
das
Erreichte zu freuen und daraus Sicherheit zu gewinnen.
Schüler
sollen
dann
mit
schlechten
mündlichen
Noten
zu
mehr
mündlicher
Mitarbeit
"motiviert"
werden,
sie
sollen
'aufgerüttelt'
und
'aus
der
Reserve
gelockt'
werden.
und hier muss differenziert werden!
Verbirgt
sich
hinter
dem
Schweigen
eines
Schülers
ein
ernstes
Problem,
eine
stoffliche
Lücke
oder
unterliegt
er
einem
Gruppendruck
(manchmal
gilt
es
als
"uncool",
sich
am Unterricht zu beteiligen)?
Viele Schüler sind aber auch einfach von Natur aus still.
Still ist nicht gleich still
Introvertierte
stehen
nicht
gern
im
Mittelpunkt,
sie
ziehen
klare
Grenzen
zwischen
Privatsphäre
und
Öffentlichkeit
und
agieren in beiden unterschiedlich.
Sie
betrachten
die
Privatsphäre
als
Schutzraum,
in
dem
sie
sein
dürfen
wie
sie
sind
und
in
dem
sie
neue
Kraft
schöpfen
können.
Sie
agieren
in
der
Öffentlichkeit
mehr
als
Beobachter
und
weniger
als
Akteure.
Das
gibt
ihnen
Gelegenheit,
das
Gesehene
zu
analysieren
und
daraus
zu
lernen,
um
später
eine eigene aktive Rolle zu übernehmen.
Lässt
man
ihnen
nicht
genug
Zeit,
spielen
sie
ihre
Rolle
sehr
unsicher.
Je
nach
dem,
wie
das
Umfeld
auf
diese
Unsicherheit
reagiert,
werden
sie
entweder
bestärkt
und
immer
sicherer
-
oder sie ziehen sich wieder zurück.
Introvertierte
Schüler
sehen
den
Klassenraum
als
öffentlichen
Raum.
Einen
Vortrag
in
der
Klasse
zu
halten
bedeutet
für
sie
'Öffentlichkeitsarbeit'
und
verlangt
von
ihnen
große
Überwindung,
daher
ist
es
so
wichtig, diese Überwindung anzuerkennen.
Durch
die
Wertschätzung,
die
sich
auch
in
der
mündlichen
Note
wiederfinden
sollte,
werden
sie
bestärkt
und
ermutigt.
Lehrkräfte
sollten
hier
sehr
achtsam
sein,
denn
wenn
der
Schüler
noch
nicht
bereit
dazu
ist
oder
bei
früheren
Auftritten
keine
Wertschätzung
erfuhr,
können
erzwungene
öffentliche
Auftritte leicht zu Verunsicherung und Rückzug führen.
Während
in
einer
Grundschule
introvertierten
Schülern
oft
noch
mit
Nachsicht
begegnet
wird,
weil
man
davon
ausgeht,
dass
sie
schon
noch
"aus
sich
herauskommen",
werden
auf
weiterführenden
Schulen
meist
bestimmte
Verhaltensweisen
vorausgesetzt.
In
der
gymnasialen
Oberstufe
wird
dann
erwartet,
dass
ein
Schüler
selbstverständlich
in
der
Lage
sein
muss,
Referate
vorzutragen
oder
seine
Arbeit
mittels
einer
Präsentation
vorzustellen.
Schüler,
die
von
Natur
aus
nicht
gerne
im
Focus
der
Aufmerksamkeit
stehen
und
die
zudem
in
früheren
Schuljahren
die
Erfahrung
gemacht
haben,
dass
Vorträge
trotz
guter
fachlicher
Leistungen
wegen
zu
"schüchterner"
Selbstdarstellung
negativ
bewertet
wurden,
werden
sich
aus
Angst
vor
weiteren
Blamagen
nicht
wieder
in
diese
Situationen
begeben.
Besonders
schwierig
wird
die
Situation
für
den
Schüler
dann,
wenn
seine
guten
schriftlichen
Leistungen
durch
schlechte
mündliche
Noten
abgewertet
wurden.
Er
hat
nun
nicht
nur
Angst
vor
der
Blamage,
sondern
befürchtet
auch
weitere
Abwertungen
seiner
schriftlichen
Leistungen
-
in
der
Folge
zieht
er
sich
immer
weiter
zurück
-
ein
intuitiver
Selbstschutz,
der
nicht
selten
in
einem
'Teufelskreis'
von
Abwertung,
Ablehnung und Ängsten endet.
Wenn
introvertierte
Schüler
ihre
persönliche
Grenze
erreichen,
haben
sie
meist
nur
noch
einen
Wunsch:
„Lasst
mich
doch
bitte
in
(der)
Ruhe“.
Sie
möchten
sich
in
Ruhe
auf
das
Lernen
und
Arbeiten
konzentrieren
dürfen,
denn
so
sind
sie
am
leistungsfähigsten.
Lehrer,
die
oftmals
die
Vorgeschichte
aus
früheren
Klassenerfahrungen
entweder
nicht
kennen
oder
nicht
anerkennen,
haben
in
der
Regel
kein
Verständnis.
Der
Schüler
gilt
entweder
als
Leistungsverweigerer
oder
er
wird
an
einen
Psychologen
verwiesen,
der
mit
einem
Gutachten
bescheinigen
soll,
dass
Lehrer
diesen
Schüler
in
der mündlichen Note anders bewerten dürfen.
Der
Schüler
wird
als
„Problemschüler“
abgegeben
und
für
die
Ursache
des
Problems,
die
im
Unverständnis
von
Lehrkräften,
dem
Zwang
zur
mündlichen
Mitarbeit
und
dem
damit
verbundenen
Notendruck
zu
finden
ist,
wird
keine
Verantwortung
übernommen.
Eine
wirkliche
Problemlösung,
die
auch
Lehrkräfte
mit
einbezieht
und
vorhandene
Verständnis-Defizite
ausgleichen
könnte,
findet
somit
nicht
statt.
Hier spielt der Schutzraum Schule eine große Rolle.